EZB-Politik bringt bei Vorsorge Verluste

Bei den Lebensversicherungen ist der Garantiezins mittlerweile auf ein Prozent zurückgegangen. Der Trend gehe hin zu fondsgebundenen Lebensversicherungen.

Der Vienna Insurance Group (VIG) machen die niedrigen Zinsen zu schaffen. Unter den niedrigen Zinsen leidet die gesamte Versicherungsbranche, sagt die seit Jahresbeginn amtierende Konzern-Chefin Elisabeth Stadler. Dabei habe die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Ziel, die europäische Wirtschaft zu beflügeln, nicht erreicht. Sparer und Vorsorgewillige seien dagegen mit Verlusten konfrontiert. Eigenvorsorge sei in ganz Europa ein Thema, es stelle sich die Frage, wie dies mit der Geldpolitik in Einklang zu bringen sei.

Niedrige Zinsen seien aber mittlerweile das tägliche Brot der Assekuranz geworden. Man habe Maßnahmen gesetzt und versuche, die Auswirkungen von den Kunden fernzuhalten und den Niedrigzinsen auch mit neuen Produkten zu begegnen. Die Kunden würden die Niedrigzinsphase vor allem bei der Gewinnbeteiligung in der Lebensversicherung spüren.

Trend weg vom Garantiezins

In der Lebensversicherung beispielsweise gehe der Trend weg vom Garantiezins und stärker hin zu Fondsgebundenen Lebensversicherungen. Er werde aber weiterhin einen hohen Anteil mit Garantien geben. Eine Pensionsvorsorge ohne Garantie kann sich Stadler nur schwer vorstellen. Der Garantiezins, den die Versicherungen ihren Kunden höchstens versprechen dürfen, liegt in Österreich aktuell bei ein Prozent, dazu kommt noch die Gewinnbeteiligung. In Deutschland sind es noch 1,25 Prozent. In Österreich sei man immer schon vorsichtiger gewesen.

Die Kunden spüren dies vor allem bei der Verzinsung in der Lebensversicherung. Die neue Chefin Elisabeth Stadler will den Herausforderungen mit Kostensenkungen entgegentreten. Ein Sparprogramm wird es nicht geben. Eigenvorsorge ohne Garantien ist für sie schwer vorstellbar.

„Kein Sparpaket“

Von der Politik in Österreich wünscht sich Stadler ein klares Bekenntnis zur zweiten (betrieblichen) und dritten (privaten) Säule der Altersvorsorge. Es wäre daher sinnvoll, die zweite und dritte Säule mit steuerlichen Förderungen zu stützen, damit würde man auch dem staatlichen Pensionssystem helfen.

Die neue Chefin Stadler will den Herausforderungen mit Kostensenkungen entgegentreten. Zur Kostensenkung will Stadler die Prozesse weiter vereinfachen und optimieren sowie Synergien heben, auch durch eventuelle Vereinheitlichung von Back-Office-Tätigkeiten einzelner Gesellschaften, wobei Fusionen nicht gänzlich ausgeschlossen werden – derzeit sind es 50 Gesellschaften in 25 Ländern. „Es wird definitiv kein Sparpaket geben“, betonte Stadler.

Mehr Immo-Investments

Ausweiten will die VIG-Chefin Immo-Investments in Österreich, Ost- und Westeuropa. Aktuell liegt man bei knapp über sechs Prozent Immo-Anteil, darunter viele „sehr gute Innenstadt-Lagen“. Mit 70 Prozent entfällt der Großteil auf Anleihen. In der Sparte Leben müsse man auch sichere Staatsbonds mit im Portfolio haben, zum Glück habe man die schon vor längerer Zeit „hold to maturity“, also bis zum Abreifen, günstig erworben – vielfach mit noch zwanzig Jahren Laufzeit. Auf Darlehensvergaben, die zur Zeit neun Prozent der Veranlagungen ausmachen, lege man strategisch keinen Schwerpunkt.

Zur Heta werde man sich das für Mittwoch erwartete neue nachgebesserte Angebot „ansehen“ und die Bedingungen dahinter prüfen und danach entscheiden, so Stadler am Dienstagnachmittag. Dem seinerzeitigen ersten Offert hätte die VIG für ihre 50 Mio. Euro vorrangigen Senior Bonds – die zur Hälfte, also auf 25 Mio. Euro, abgeschrieben sind – zugestimmt, doch erhielt das Angebot nicht die erforderliche Gläubigerzustimmung. Ein weiteres Paket, 50 Mio. Euro nachrangige Heta-Bonds, hat die VIG schon länger auf Null abgeschrieben.

 Quelle: http://diepresse.com/home/wirtschaft/economist/4990685/VIGChefin-Stadler_EZBPolitik-bringt-bei-Vorsorge-Verluste?_vl_backlink=/home/wirtschaft/economist/index.do

Cookie Consent mit Real Cookie Banner